Stress an Bord: Wenn Passagiere randalieren

Als Lufthansa-Flug LH476 von München nach Vancouver am vergangenen Sonntag in Hamburg notlanden musste, war weder ein Unwetter noch ein ernsthafter technischer Defekt die Ursache: Stattdessen musste der Airbus wegen eines randalierenden Passagiers den Flug unterbrechen. Der renitente Fluggast schrie, versuchte, die Tür der Maschine zu öffnen und sich eine Zigarette anzuzünden. Immer wieder kommt es an Bord zu unschönen Szenen, wenn Fluggäste Crew oder Mitreisende beschimpfen oder gar handgreiflich werden. Doch warum randalieren Menschen im Flugzeug?

Fluggesellschaften auf der ganzen Welt kennen das Problem seit Jahren: sogenannte „unruly passengers“ – Fluggäste, die sich ungebührlich an Bord benehmen. Berühmtes Beispiel ist Liam Gallagher, Sänger der Rock-Band Oasis, der Ende der 90er-Jahre in einem Flieger von Cathay Pacific handgreiflich wurde und seitdem bei der Airline Flugverbot hat. Verlässliche Zahlen zur Häufigkeit solcher Vorfälle im internationalen Luftverkehr gibt es wenig. Laut einer Studie der Universität Toronto, die Tausende von Zwischenfällen mit randalierenden Passagieren ausgewertet hat, kommt es zu weniger als einem Vorfall auf tausend Flügen. Die häufigsten Probleme an Bord verursachten Trunkenheit (in 32 Prozent der Fälle), Aggressivität, regelwidriges Verhalten und Rauchen. Drei Viertel der Unruhestifter waren Männer.

Sozialneid sorgt für Frust

Überraschendes Detail der Studie: Bei Flügen mit erster Klasse kommt es laut den Wissenschaftlern zu erheblich mehr Zwischenfällen mit renitenten Gästen als bei Flügen ohne First Class. So folgern die Forscher, dass nicht nur Alkohol oder  Stress für Frust im Flieger sorgen, sondern auch „Sozialneid“. Denn die Zwischenfälle häufen sich insbesondere bei Flugzeugtypen, bei denen die Passagiere in der Economy schon beim Boarding durch den Luxus-Bereich in der ersten Klasse geführt werden und dann während des Fluges die großen Unterschiede beim Service und Komfort zwischen ihnen und den First Class-Passagieren mitbekommen.

Vorher aussortieren

Die Fluggesellschaften wissen sich aber gegen allzu aufmüpfige Fluggäste zu helfen. Nicht immer muss eine Notlandung her. Schon vor dem Einstieg „screenen“ die Airlines die Passagiere und sortieren potenzielle Störenfriede bereits vor dem Boarding aus. Viele wütende Fluggäste werden auch an Bord von der Crew mit Hilfe geschickter Gesprächsführung beruhigt. So werden 80 bis 90 Prozent der Fälle entschärft. Aber Piloten und Stewardessen können auch anders: Hilft alles Reden nichts, können die Crews auch Autorität durchsetzen und gewalttätige Passagiere zur Not sogar an den Sitz fesseln.

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