Kerosinpreis explodiert: Wie teuer wird das Fliegen?

An der Tankstelle haben wir es zuerst gespürt: Der Krieg in der Ukraine hat die Preise für Kraftstoff kräftig steigen lassen. Jetzt werden auch Flugreisen teurer. Womit müssen wir mit Blick auf den Sommerurlaub rechnen? Wie wirkt sich der hohe Kerosinpreis genau auf die Tickets aus? Und was können wir tun, um möglichst günstig zu verreisen?

Nach zwei Jahren Corona endlich mal wieder unbeschwert verreisen. Ein verständlicher Wunsch – aber einer, der dieses Jahr teuer werden könnte. Durch den russischen Angriff auf die Ukraine ist auch der Kerosinpreis explodiert. Mit 2,79 US-Dollar pro Gallone war Flugbenzin im März so teuer wie seit acht Jahren nicht mehr. Die ersten Airlines haben deshalb bereits die Ticketpreise erhöht. Fliegen könnte dieses Jahr 15 bis 20 Prozent mehr kosten, warnen Experten. Ist das eigentlich angemessen?

Wie hoch ist der Kerosinpreis pro Fluggast?

Durchaus, denn die Airlines zahlen aktuell 21 Prozent mehr für Kerosin als noch Ende 2021. Um diese trockene Zahl ein wenig anschaulicher zu machen, rechnen wir die Kerosinkosten doch einfach mal pro Passagier um. Bei einem Flug von Düsseldorf nach Mallorca und zurück zum Beispiel haben die Airlines vor dem Krieg rund 61 Euro für Kerosin pro Passagier ausgegeben. Aktuell sind es knapp 75 Euro. Von Frankfurt nach New York und zurück waren es vor dem Krieg 289 Euro pro Person, aktuell sind es 352 Euro.

Im Durchschnitt rechnen die Airlines übrigens mit einem Kerosinverbrauch von 3,64 Litern auf 100 Kilometern. Pro Person. Die Formel für alle, die ihren Verbrauch auf ihrem Flug selbst berechnen wollen, lautet daher Flugkilometer : 100 x 3,64 x Kerosinpreis/Liter.

Wer sich von Zahlen schnell erschlagen fühlt, braucht sich nur eines zu merken: Der Treibstoff macht etwa ein Drittel der Kosten eines Fluges aus. Ist der Kerosinpreis dauerhaft hoch, steigen die Gesamtkosten für die Airlines also spürbar. Die Folge? Auch die Tickets werden teurer – allerdings meist deutlich später als zum Beispiel die Spritpreise an den Tankstellen.

Warum steigen Ticketpreise erst jetzt?

Anders als Autofahrer kaufen viele große Airlines den Kraftstoff nicht erst dann ein, wenn sie tanken müssen. Sie sichern sich vorausschauend bestimmte Mengen zu einem vergleichsweise günstigen Festpreis zu. Hedging nennt man das in der Fachsprache. Je stärker Fluggesellschaften damit rechnen, dass Kerosin teurer wird, desto mehr setzen sie auf vorausschauende Käufe. Die Lufthansa etwa wird dieses Jahr mehr als 60 Prozent des erwarteten Kerosinbedarfs mit Hedging decken. Kurzfristig können so hohe Preise beim Flugbenzin überbrückt werden. Bleibt Kerosin allerdings dauerhaft teurer, wirkt sich das auf die Ticketpreise aus – wenn auch nicht auf alle gleich.

Welche Flugtickets werden am teuersten?

Branchenkenner rechnen damit, dass die jeweils günstigsten Tickets für einen Flug nur leicht nach oben gehen werden. Frühbucher kommen also wahrscheinlich glimpflich davon. Normalpreis-Tickets dagegen werden deutlich teurer. Wer also spät bucht, bekommt die hohen Kerosinpreise zu spüren. Wie sich die Preise für Pauschalreisen entwickeln werden, steht noch nicht fest. Die meisten Reiseveranstalter zögern noch, da in diesem Segment die Nachfrage eine bestimmende Rolle spielt. Wer schon eine Pauschalreise gebucht hat, kann sich freuen. Viele Anbieter haben bereits zugesichert, dass sie die Preise nicht nachträglich anheben werden.

Was tun, um möglichst billig zu fliegen?

Noch weiß niemand sicher, wohin die Reise bei den Treibstoffkosten geht. Deshalb sind sich alle Fachleute zurzeit nur in einem einig: Wer früh bucht, hat die sicherste Chance auf ein günstiges Ticket. Wer Reisen ohnehin gerne mit viel Vorlauf plant, hat also wahrscheinlich wenig zu befürchten. Für Spätbucher, die Last-Minute-Angebote nutzen wollen, sind dagegen schlechte Zeiten angebrochen. Es ist damit zu rechnen, dass es Veranstalter die Preise für Last-Minute-Reisen weniger stark senken werden als früher und überhaupt weniger Last-Minute-Angebote auf den Markt kommen.

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