Flughafen Verspätung

Flughafenslots: Warum es sie gibt und wie sie funktionieren

Wer fliegt, hat den Begriff ganz sicher schon einmal gehört. Aber was sind Slots eigentlich genau? Wofür brauchen wir sie? Und wer legt sie eigentlich fest? EUclaim erklärt es Ihnen.

Es war auf einem Flug nach Fuerteventura. Zur Überraschung der Passagiere meldete sich der Kapitän schon beim Boarding über Lautsprecher. Sein Anliegen? „Bitte beeilen Sie sich, sonst verlieren wir unseren Slot.“ Natürlich helfen wir Fluggäste gerne mit. Schließlich möchten wir ja pünktlich an unserem Wunschziel ankommen. Aber was haben Flughafenslots genau damit zu? Warum gibt es sie und wie funktionieren sie?

Im Folgenden beantworten wir alle Fragen rund ums Thema.

Was ist ein Slot?

Ein Slot ist das Zeitfenster, in dem Ihr Flugzeug starten oder landen darf. Es ist vorab für Ihren Flug reserviert und Ihre Maschine darf sich nur innerhalb dieses Zeitfensters am Flughafen bewegen.

Warum gibt es Slots am Flughafen?

Seitdem Fliegen so populär ist, ist es in der Luft ziemlich voll. Allein in der EU gibt mehr als 18.000 Flüge. Jeden Tag. Deshalb muss an großen Flughäfen der Verkehr geregelt werden. Die Zeitfenster für Starten und Landen sind wie ein Fahrplan bei Zügen. Sie sorgen für unsere Sicherheit und geben den Airports die Möglichkeit, Ihre Kapazitäten voll auszulasten.

Wie lang ist ein Slot?

Ein Slot ist in der Regel so lang, wie das Starten oder Landen am jeweiligen Flughafen üblicherweise dauert. Häufig ist ein Zeitfenster von 20 Minuten.

Was passiert, wenn ein Flugzeug den Slot verpasst?

Startet ein Flugzeug nicht innerhalb des vorgesehenen Zeitfensters, muss der Flughafen einen neuen Slot zuweisen. Bis es so weit ist, bleibt die Maschine am Boden.

Haben alle Flughäfen Slots?

Nein. Nur Airports, die sehr stark genutzt werden. In Deutschland arbeiten zum Beispiel nur 15 von insgesamt 38 Verkehrsflughäfen mit Slots. Die verkehrsreichsten vergeben dabei rund um die Uhr Zeitfenster fürs Starten und Landen. Zu diesen sogenannten Level 3 Airports gehören Düsseldorf, Frankfurt, Hannover, Hamburg, München, Stuttgart und Berlin-Brandenburg.

Bei anderen Flughäfen ist der Andrang nur zu bestimmten Tageszeiten, Wochentagen oder auch Jahreszeiten sehr groß. So arbeitet der Flughafen Genf in der Schweiz etwa nur in der Wintersportsaison mit Slots. Solche Flughäfen nennt man Level 2 Airports. In Deutschland gehören Bremen, Köln-Bonn, Dresden, Erfurt, Münster-Osnabrück, Leipzig-Halle, Nürnberg und Saarbrücken dazu.

Wer legt die Flughafenslots fest?

Jedes Land hat dafür eine eigene staatlich kontrollierte Instanz. Bei uns ist das die Flughafenkoordination Deutschland GmbH, kurz: Fluko. Sie vergibt die Slots zweimal im Jahr (also für die Sommer- und die Wintersaison) und überwacht, ob sie auch tatsächlich eingehalten werden.

Wie viele Slots gibt es an einem Flughafen?

Das hängt von der Kapazität des Airports ab, also etwa davon, wie viele Start- und Landebahnen es gibt und wie lange die Abfertigung der Passagiere im Durchschnitt dauert. Auch Einschränkungen wie Nachtflugverbote oder Wetterbedingungen entscheiden mit, wie viele Slots an einem Flughafen zur Verfügung stehen.

Wie viele Slots werden in Deutschland vergeben?

Insgesamt werden bei uns jede Saison rund 2,1 Millionen Slots an 15 Flughäfen vergeben.

Wie werden Flughafenslots vergeben?

Die Slots für Starts und Landungen werden in zwei Schritten vergeben. Als erstes reichen die Airlines ihre Wünsche bei der nationalen Flugkoordination ein. Diese regelt dann erst einmal auf Landesebene Probleme wie Überschneidungen. Im zweiten Schritt werden alle Flughafenslots weltweit aufeinander abgestimmt. Das geschieht zweimal im Jahr auf der Slot Conference der International Air Transport Association (IATA).

Was ist das Großvaterprinzip?

Nutzt eine Airline einen Slot an einem Flughafen mindestens zu 80 Prozent, kann sie das Zeitfenster auch in der folgenden Saison behalten. Das nennt man das Großvaterprinzip oder auch die „Use it or lose it“-Regel. Um begehrte Slots an stark genutzten Flughäfen zu behalten, führen Airlines deshalb manchmal auch sogenannte Geisterflüge durch. Mehr dazu lesen Sie in unserem Blog Geisterflüge: Was steckt dahinter?

Welche Flughafenslots sind am begehrtesten?

Vor allem die Morgen- und Abendstunden sind bei Airlines beliebt. So kommen Geschäftsleute pünktlich zu Terminen oder wieder nach Hause. Und Urlauber haben mehr von ihrem Urlaubstag, wenn sie früh hin und spät wieder zurückfliegen.

Dürfen Airlines Slots verkaufen?

Nein. In der EU ist dies nicht erlaubt. Fluggesellschaften dürfen Slots allerdings untereinander tauschen. Ein Schelm, wer vermutet, dass da auch mal Handgelder gezahlt werden, so wie wir es vom Fußball kennen.

In Großbritannien dagegen werden Slots regelmäßig verkauft. Wie viel sie den Airlines Wert sind, zeigen diese Zahlen: Für eine begehrte frühe Ankunftszeit am ausgebuchten Flughafen London Heathrow zahlte Oman Air 2016 rund 75 Millionen US-Dollar an Air France-KLM.

Hat Ihr Flug seinen Slot verpasst und ist verspätet oder fällt ganz aus?

Dann haben Sie womöglich Anrecht auf Entschädigung. Wir helfen Ihnen gerne dabei, Ihre Ansprüche gelten zu machen. Schritt eins: Nutzen Sie unser kostenfreies Tool, um herauszufinden, ob sie berechtigt sind.

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